Wednesday 9 April 2014

Ein Rassist ist Indiens Hoffnung

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NN
Nürnberger Nachrichten vom 04.04.2014, S. 4 / POLITIK
Ein Rassist ist Indiens Hoffnung
Hindu-Fundamentalist Modi könnte die Wahlen gewinnen


VON GABRIELE VENZKY
Wenn dieses Land wählt, dann ist das jedes Mal ein Unternehmen der Superlative: Indien, die größte Demokratie der Welt, geht ab kommenden Montag zu den Urnen. Bis zum 12. Mai sollen 815 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimmen abgegeben haben - und der Gandhi-Klan könnte dabei mächtig Federn lassen müssen.
NEU DELHI - Jahrelang galt in Indien der Grundsatz: was das Oberkommando will, das wird gemacht. Das Oberkommando ist weiblich, wohnt an einer der besten Adressen in Neu Delhi und zieht alle Strippen aus dem Hintergrund. Das Oberkommando, so katzbuckelnd genannt von den Funktionären der regierenden Congress-Partei, heißt Sonia Gandhi. Sie, die Ausländerin, die italienische Schwiegertochter Indira Gandhis, die Witwe von Indiras Sohn Rajiv war jahrelang die mächtigste Frau Indiens.
Doch die beispiellose Karriere, die begann, als sie die von zahlreichen Schüssen getroffene Indira Gandhi in ihrem Schoß bettete, scheint nun vorbei zu sein. Alle Umfragen deuten darauf hin, dass der Kongress, diese Partei des Freiheitskampfes, die Partei Mahatma Gandhis, Nehrus und seiner Tochter Indira, diese Partei, die fast ein Synonym für Indien war, einer katastrophalen Niederlage entgegengeht.
Milde Medien
Der neue Star am indischen Polithimmel heißt Narendra Modi. Er ist ein rechtspopulistischer Macher, ein Volkstribun mit diktatorischen Zügen, der den Leuten Jobs und Wohlstand verspricht, ein Mann, der polarisiert wie kein Zweiter und der dennoch zum großen Hoffnungsträger geworden ist. Die Zeitungen, die ihn vor kurzem noch als gefährlichen Extremisten, manche gar als Faschisten beschrieben, gehen inzwischen auffallend milde mit ihm um.
Das Ende der Dynastie Nehru/Gandhi scheint besiegelt. Die Enttäuschung über den Klan ist abgrundtief. Die letzten fünf Jahre waren Jahre des absoluten Stillstands. Die Reformen der frühen neunziger Jahre, die Indien schon in die Liga einer Weltmacht zu katapultieren schienen, sind versandet, Chancen für Aufstieg und Veränderung wurden im Keim erstickt, die staatlichen Institutionen funktionieren nicht mehr.
Stattdessen überall Korruption und Betrug in schier unvorstellbarem Ausmaß. Sinkende Wachstumsraten, steigende Preise, Abwärtstrend in allen Bereichen. Die Leute haben die bisherige Politik gründlich satt. Niemand hat gewagt, dem Niedergang der Kongress-Partei Einhalt zu gebieten, weil kein Kongress-Politiker sich traute, dem Oberkommando zu widersprechen. Auch Rahul nicht, der 43-jährige Sohn Sonias und von ihr zum Thronerben bestimmt.
Rahul ist ein netter Kerl, aber gewiss kein Überflieger. Fast wirkt er wie ein Amateur-Politiker. Den Job als Premierminister, den die Partei ihm schon vor fünf Jahren angeboten hat, strebt er eigentlich nicht an. Da ähnelt er seinem Vater Rajiv, der nach der Ermordung Indira Gandhis nur genötigt dieses Amt antrat - und später ebenfalls ermordet wurde. Selbst altgediente Kongress-Leute erkennen heute: "Die Leute wollen keine schwache Regierung. Sie wollen eine entscheidungsfreudige und entschlossene Führung."
Blühender Staat
Genau das verspricht Narendra Modi. Als Ministerpräsident des Teilstaats Gujarat hat er mit Durchsetzungskraft und Umtriebigkeit sein Land zu einem der Blechstern-Staaten der Union gemacht - und zum Vorbild für den Rest Indiens. Die Wirtschaft will Modi wieder ankurbeln, über 100 Millionen Jobs sollen jährlich geschaffen werden, die Unternehmen will er von den Fesseln der alles hemmenden Bürokratie befreien. "Das Land muss zu schnellem Wachstum zurückkehren, damit wir mit China Schritt halten", sagt er.
Denn, auch das propagiert er, den Hindus gebührt Großes, Indien muss Weltmacht sein. Dies ist die Philosophie der radikal-fundamentalistischen RSS, des ideologischen Arms der Bharatiya Janata Party (BJP = Indische Volkspartei), die den 63-jährigen Modi von früh an geprägt hat. Die Vordenker der RSS, die sich dem Faschismus der deutschen Nationalsozialisten eng verbunden fühlen, haben die Hindutva auf ihre Fahnen geschrieben. Während die Nazis mit der arischen Rasse ihren Anspruch auf Macht und Vorherrschaft begründeten, tun es die Ideologen der RSS mit der Religion des Hinduismus.
Das schürt Ängste bei den Minoritäten in Indien, den 170 Millionen Muslims und den 25 Millionen Christen. Nicht vergessen haben sie die schlimmsten religiösen Unruhen der letzten Zeit, bei denen ein Hindu-Mob 2002 als Vergeltung für einen Angriff auf einen Hindu-Pilgerzug ganze muslimische Stadtviertel in Gujarat in Schutt und Asche legte, Frauen und Kinder vergewaltigte und 1000 Menschen brutal umbrachte - während Modis Polizei ungerührt zuschaute.
Modi weiß, dass es für ihn auf jede Stimme ankommt. Darum gibt er sich ungewöhnlich mild gegenüber den Minoritäten und verzichtet auf die gewohnten Anti-Muslim-Tiraden.
Und da ist noch die Nummer drei im indischen Wahlkampf, Arvind Kejrival, der, seitdem er im Frühjahr mit seiner Aam Admi Party, der "Partei der kleinen Leute" aus dem Stand heraus Regierungschef des Stadtstaates Delhi wurde, wie mit einem Donnerschlag auf der politischen Bühne Indiens erschien.
Zwar hat der 45-Jährige kaum Aussicht, der nächste Premierminister in Indien zu werden, aber er kostet die beiden Hauptkandidaten Stimmen, weil er unter dem Jubel der städtischen Mittelschicht, das sind immerhin 300 Millionen, dem ganzen verrotteten politischen System den Kampf angesagt hat.
Teure Wohltaten
Ob die milliardenschweren Wohltaten, die den Indern noch rechtzeitig vor den Wahlen versprochen wurden, sich in Stimmen für die Kongress-Partei auszahlen, bleibt dahingestellt.
Bildunterschrift: Girlanden für den Favoriten: Narendra Modi (mit gefalteten Händen) könnte die Wahl in Indien für sich entscheiden. Foto: afp

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